Nach den Schätzungen von The Color Blind Aware gibt es weltweit fast 300 Millionen Menschen, die Schwierigkeiten haben, bestimmte Farben wahrzunehmen. In Österreich sind teilweise rund 10 Prozent der Bevölkerung farbenblind. Öfters sind es Männer, die ein Problem haben, Farben zu erkennen. Warum ist das so, und welche Schwierigkeiten bringt die Farbenblindheit im Alltag?
Die häufigsten zeigen sich drei Formen dieser Sehstörung. „Ein Grund für die Farbenblindheit ist eine angeborene Störung der Farbwahrnehmung. Eine Veränderung der Farbwahrnehmung kann aber auch mit einer Augenerkrankung zusammenhängen, wie z. B. dem Grauen Star oder einer Sehnervstörung. Es gibt drei Haupttypen der Farbenblindheit. Meistens leiden Menschen an einer Farbsinnstörung bei der Wahrnehmung der roten und der grünen Farbe. An zweiter Stelle, weniger häufig, ist die Störung der Farbwahrnehmung von Gelb und Blau. Beim dritten Typ ist ein Mensch überhaupt nicht in der Lage, die einzelnen Farben zu unterscheiden – diese Störung ist sehr selten”, beschreibt Dr. Pavel Stodulka, FEBOS-CR.
Nachzuvollziehen, wie Menschen, die farbenblind sind, die Welt sehen, ist nicht einfach. „Sofern es sich um eine totale Farbenblindheit handelt, kann ihre Farbwahrnehmung mit einem Blick auf ein verblasstes Foto verglichen werden. Für Menschen, deren Sehvermögen Rot und Grün nicht unterscheiden kann, ist das Erdbeerpflücken schwierig. Bei einer Blau-Gelb-Sehschwäche kann die Flagge Schwedens einen etwas langweiligen Eindruck machen. Die Wahrnehmung von Farben ist allerdings eine sehr subjektive Angelegenheit. Es ist daher nicht einfach, im Detail zu beschreiben, wie Menschen mit Farbsehstörungen die Welt sehen”, erklärt Dr. Pavel Stodulka.
Farbenblindheit ist nicht heilbar. Auf dem Markt gibt es aber Spezialbrillen, die den farbenblinden Menschen helfen, die Farben zu unterscheiden. Es ist aber kein Wundermittel. „Auf dem Markt werden tatsächlich Brillen verkauft, die speziell für Farbenblinde bestimmt sind. Diese Brillen filtern bestimmte Lichtwellenlängen – jede Farbe hat ihre eigene Wellenlänge. Daraus ergibt sich, dass durch diese Brille die Unterschiede zwischen einigen Farben, z. B. zwischen Rot und Grün deutlicher werden, und somit die Sehstörung korrigiert wird. Gleichzeitig aber wird der Unterschied zwischen den anderen Farben reduziert, beispielsweise zwischen Blau und Gelb. Es ist also quasi ein Tauschhandel”, sagt Pavel Stodulka.
An Farbenblindheit leiden häufiger Männer als Frauen. Die Statistiken führen an, dass ungefähr einer von 12 Männern und eine von 200 Frauen von einem bestimmten Grad der Farbenblindheit betroffen sind. „Farbenblindheit ist eine Erbkrankheit, die an das X-Chromosom gebunden ist. Frauen besitzen zwei X-Chromosome, Männer eines. Falls bei diesem Chromosom ein Defekt auftritt, äußert sich das beim Mann immer. Bei Frauen ist es erforderlich, dass diese Störung auf beiden X-Chromosomen codiert wird, was seltener vorkommt”, erklärt der Augenarzt.
Eine Störung der Farbwahrnehmung bringt im Alltagsleben eine Reihe von Komplikationen mit sich. „Farbenblinde Menschen können schon während ihres Schulbesuchs Probleme haben. Schwierigkeiten zeigen sich bei den meisten im Fach Bildnerische Erziehung, auch in Geographie bei der Unterscheidung der Flaggen einzelner Staaten oder bei der Orientierung auf Landkarten. Im Erwachsenenleben kommen weitere Erschwernisse. Bei einer grundlegenden Farbenblindheit, bei der die Grundfarben nicht unterschieden werden können, wie die Signalfarben einer Ampel, ist der Besitz einer Lenkberechtigung nicht möglich”, erklärt Dr. Pavel Stodulka, FEBOS-CR.
Ob eine Farbenblindheit vorliegt, kann man direkt von Zuhause aus testen. Meist wird der Ishihara-Test mittels Farbtafeln eingesetzt. „Die Farbenblindheit wird mit mehreren Methoden getestet, eine der häufigsten Testmethoden erfolgt mit den Ishihara-Farbtafeln. Der Test beinhaltet einige Farbtafeln und die Testperson hat die Aufgabe, aus Farbtafeln eine aus Farbpunkten zusammengesetzte Zahl oder einen Buchstaben zu erkennen, die mit Farbpunkten in einer anderen Farbe hinterlegt sind. Solche Tests kann man im Internet finden. Es ist vorteilhafter, die Farbtafel auszudrucken, da der Computerbildschirm die Farben verzerrt darstellen kann”, schließt Dr. Pavel Stodulka.